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Endlich Urlaub und die Fahrt nach Süden

 

Eigentlich wollten wir so gegen 4 Uhr morgens aufbrechen. ... Für unsere Verhältnisse war 6:30 Uhr wie ein Hormonwechsel. Dafür war die Fahrt angenehm.

 

Gegen Mittag haben wir mit Vignette Österreich passiert. Die Temperaturen stiegen, je südlicher wir fuhren. An den Raststätten wurden unsere Mitmenschen immer pfundiger, der Asphalt war kurz vor´m glühen.

 

Die Überquerung des Brenner(s) verlief entgegen aller Befürchtungen ohne große Hindernisse.

 

Südtirol ... und aus dem Autoradio tönte „Kinder .... sind wir alle auf der Welt ...“ Deutschsprachiger war nicht möglich und das Wörterbuch für Italo blieb im Fach. Sämtliche Schilder, Speisekarten und Tiroler waren zweisprachig ausgerüstet.

 

Den Zeltplatz haben wir direkt gefunden und unser Zelt zügig aufgebaut, um rechtzeitig das WM-D-Spiel zu verfolgen. Zeltplatz und Bar waren D-besetzt.

 

Kein schlechter Einstand: kurzweiliges Spiel mit erster Weinverkostung von Kalterer und Traminer.

 

Nur durch einen schmalen Weg im Schilf werden Campingplatz und Kalterer See verbunden. Von einem Steg aus ist jederzeit und ohne Andrang das frische Nass zu besteigen.

 

Ein Mann, eine Maschine, ein Zelt. Am frühen Abend reisten Motorradfahrer an und füllten den Zeltplatz auf. Sie sehen gleich aus, obwohl sie sich durch Größe und Leibesfülle unterscheiden. Verborgen bleiben Beruf und sonstige Lebensart.

 

Der Tag hatte geschlaucht und wir haben uns frühzeitig schlafen gelegt. Aufgeschreckt von überaus lauten Donner und beängstigenden Blitzen, haben wir unsere Schlafsäcke näher zusammengerückt.

 

 

Radfahrt mit Hindernissen

 

Die Spuren vom Unwetter waren zu unserer Aufstehzeit längst verwischt. Die Sonne knallte erbarmungslos auf uns herab. Glücklicherweise hatten wir auf unserem Stellplatz zu jeder Tageszeit auch ein Stück Schatten.

 

Gut gestärkt haben wir unsere erste Radtour in Richtung Kalterer Dorf gestartet. Mein Techniker hat unsere Räder noch einmal gesichtet, geölt und auf Sicherheit überprüft. Gut so. Vom Zeltplatz aus ging die Straße stetig steil und nach ein paar Kurven noch steiler nach oben. Mir bereitete die Fahrt große Mühe und ich hab mich stark gewundert, dass ich weder durchschnittlich vorwärts kam, noch Kondition bewies. War ich doch seit Wochen nicht superfaul ... Dann musste ich absteigen, nichts ging mehr. Oho, der Techniker und Geliebte hat festgestellt: Mein Reifen steckte fest, war von Bremsteilen gehalten. Kein Wunder, dass ich nicht vorwärts kam. Trotz Reparatur konnte ich keine neuen Kräfte sammeln, Sterne tanzten vor meinen Augen und ich hab bis in den Ort mein Rad geschoben. Kalterer Dorf hat einen sehr schönen alten Stadtkern, hier führt die Weinstraße mitten über den Marktplatz. Kalterer Wein ist rot und weltbekannt. Die Abfahrt zurück verlief problemlos und dauerte nur wenige Minuten. Zum Abend war Fußball angesagt. Ehrlich, ich habe kein Spiel verpasst.

 

Mit der Standseilbahn zum Mendelpass

 

Frühstück, Baden und auf zur Bahn in Kalterer, die uns auf einen Stahlseil in die Höhe zog. Streckenweise (60 %) so steil, dass ein Sitzen und Stehen erschwert wurde. Von oben aus hat uns die Sicht über Berge und See, bis hin nach Bozen belohnt. Hier sind wir zur ... Hütte gewandert von einer saftig grünen Landschaft umgeben. Hier gab´s Buchweizentorte, die mich an Oma Else erinnerte. Auf dem Weg zurück haben wir einen älteren Herrn aus Tramin getroffen. Er verbringt mit seiner Frau und Enkelkindern den Sommer in seiner Hütte. Zu Beginn des Krieges war er Dolmetscher zwischen Deutschen und Italienern, wurde trotzdem noch zum Einsatz geschickt und geriet lange in Gefangenschaft. Er ist für ein Südtirol, das nicht an Italien gebunden ist. Auch die italienischen Fußballer sollten seiner Meinung nach am Abend verlieren (haben sie dann doch nicht, aber auch auf keinen Fall verdient gewonnen).

 

Hitzewelle im berühmten Weinort Tramin

 

Frühstück, Baden ... mit dem Rad nach Tramin. Von hier stammt der auch weltbekannte Traminer – ein Weißwein. Enge Gassen, typische Fassaden, ein Marktplatz mit Brunnen und Kirche ... voller Hitze und Arbeitern, die schattige Plätze für ihre Mittagspause suchten. Im Tal waren jenseits der Etsch weitere kleine Städte ... Ora ... zu sehen, nicht weit entfernt ... doch unter der Mittagssonne nicht gerade idyllisch und einfach zu erreichen. Wir haben den Radweg entlang der Etsch genutzt und wurden am 2. Ort geschickt vorbeigeführt. Gut nun, wir sind umgekehrt und haben uns entschlossen, den weiteren Weg zurück am Fluss zu nehmen. Doch die Fahrt nahm kein Ende, wir passierten Bozen und kraxelten auf dem Rad in praller Sonne die Berge hinauf. Das Dumme, wir wollten kurz mal mit dem Rad nach Tramin ... und hatten nichts an Proviant mit. Ich durfte schluckweise vom heißen Mineralwasser aus der Radfahrtrinkflasche trinken. Am höchsten Punkt in Eppan haben wir endlich einen Supermarkt gefunden, aufgetankt und sind abseits der Straße nach Kalterer Dorf gedüst. Zwischen den Wäldern und Weinreben lockten schattige Plätze vor einem Restaurant ... Cola zum Kräftigen und wahrscheinlich ist und hier die Radpumpe „abhanden“ gekommen. Die letzten Kilometer bergab waren trotz Gegenwind gut zu bewältigen.

Zum Abend sind wir Pasta essen gegangen. Die Nacht war gewittrig, der Regen dauerte bis zum Morgen ... ausgerechnet heute ...

 

Die Dolomiten rufen

 

... an unserem Abreisetag. Das Zelt haben wir dennoch einigermaßen trocken zusammengelegt und sind weiter in Richtung Dolomiten. Über Bozen und da haben wir kurz Halt gemacht. Wir brauchten eine neue Luftpumpe und hatten so Gelegenheit, die Altstadt zu besichtigen. Gut erhalten, kleine Gassen, kleine Läden, Markt mit Obst und Gemüse, viele Menschen ... Haben zum ersten Mal Pizza in Italia gegessen – groß und gut. Wieder weiter in Richtung Kastelruth, in Völs zur Seis, Seiser Alm und dort zum Zeltplatz. Terrassen, viele Sonnenplätze. Eine traumhafte sanitäre Einrichtung unter der Erde. Da hinkt manches Luxushotel hinterher. Den Ort Seis haben wir besichtigt und sind am späten Nachmittag auf die Alm gefahren, um bis zur nächsten Hütte, die ein Hotel war, zu wandern.

 

Technikerarbeiten

 

Der Zeltplatz ist tagsüber zu heiß gelegen und so haben wir immer was unternommen. Außer ... Heute setzte zur Abwechslung Regen und Gewitter ein, einige Stellen um uns herum standen unter Wasser. Der von meinem Techniker konstruierte und gebaute Abflussgraben, rettete uns.

Sella Joch - erste Besichtigung

 

Besichtigung der Rundtour mit Auto über St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein – hinauf zum Sella Joch. Von dort aus sind wir wieder einmal wie die Friseure gewandert – ich bis zu einer Hütte mit Gaststätte und weiter Sicht (die durch den Regenguss weitaus besser als die Tage davor war) – mein Bär bis zur Spitze des nächsten Berges, zur Rundumsicht. Die Rückfahrt sollte am Rosengarten vorbeiführen. Doch da stand uns in den engen Straßen ein LKW im Weg. Quer über der Straße zwischen Abgrund und Fels, einer der Reifen war defekt. So drehten wir auf der Stelle ... holten in Seis leckeren Schinken und Käse und ... Deutschland hat gegen Argentinien gewonnen, ein spannender Tagesausklang. Ach ja, Kartenspiele im Dämmerlicht, drei Gewinne bis zum Schlafengehen.

 

Radlers erste Pass-Etappe

 

Ich sitze (live) im Cafe Mozart und beobachte das Stadtleben von Wolkenstein. Schreibe, lese, esse, trinke – während mein Bär mit dem Rad die Rundtour befährt. Kehren und Kehren, 5 Stunden lang. Da kommt mir in den Sinn, auch in die Höhe zu gelangen und ich entschließe mich kurzerhand mit dem Lift in 2800 m Höhe zu fahren. Da oben pustet der Wind kräftig. Ich lasse mich auf einen Sonnenstuhl fallen und schaue, da die Sonne zu grell ist, lieber in mich hinein ... Doch ohne Ankündigung schieben sich Wolken vor die Sonne und lassen mich frösteln. Das Limit ist erreicht, es könnte sein, dass ich im Dorf bereits von meinem Bär gesucht werde und so fahre ich hinab nach Wolkenstein. Kaum auszuhalten ists hier in der hitzigen Luft. Ja, da ist er ja. Heile und mit einem glücklichen Lächeln. Wir genießen noch einige Leckerbissen und ... Genau diese Passrunde und noch viel mehr haben mehrere 1000 Rennradfahrer am nächsten Tag bezwungen. Solche Persönlichkeiten, wie z.B. der Makkaronie-König Barilla ... u.v.a. waren dabei.

 

Das Latsch-Quartier

 

Wir sind übergesiedelt nach Latsch an der Etsch, in die Nähe des Stilfser Joch´s. Einer weiteren Bergetappe. Der Zeltplatz liegt direkt zwischen der Staatsstraße und der Etsch. Ist der Verkehr ruhig, rauscht der Fluss. Hier wird klar, wie sensationell ruhig der Campingplatz auf der Seiser Alm gelegen hat. Apropos Vergleich = die Bade- und Dusch-einrichtungen waren gestern noch herrschaftlich fürstlich gegen die von heute. Ich könnte ein privates Badezimmer mieten, hab ich aber nicht. Unseren Mazda haben wir dafür eine Tiefgarage gegönnt. Hier war auch ich schuld. Wegen einem geschützten schattigen Platz war ich dafür, das Zelt schräg aufzustellen ... nun passte das Auto nicht mit auf den vorgegebenen Platz.

 

Apfelhaine ohne Ende

 

Gestärkt haben wir uns die Räder gesattelt, haben Straße, Steigungen, echte Berge bewältigt und die Dörfer in der Umgebung besichtigt. Die waren hier nicht sonderlich sehenswert. Angenehm war die Fahrt auf dem Radweg durch die Apfelhaine. Alles Grün waren Apfelbäume. Fahren mussten wir selbst und ohne Anstrengung komme auch ich nicht vorwärts. Zum Glück haben wir ein geschmackvolles Cafe gefunden, um uns (mich!) zu belohnen.

Mit Blick zum Ortler Massiv

 

Wandertag, denn in der Früh haben wir den Gratisbus erreicht und konnten mit einem (für uns) Gratis-Sessellift in die Höhe fahren. Nicht genug, es ging weiter steil nach oben und beim Kraxeln wurde die Luft immer dünner. Stück für Stück haben wir es doch bis zum Wetterkreuz 2. 800 m und sogar eine weitere Kletterstufe geschafft. Klare Sicht und schönes Wetter ... Mitten im Abstieg lag eine zünftige Hütte, die uns einlud. Frische Buttermilch, ... Blütensaft, Kaminwurz, Nudelpfanne – richtig in der Bratpfanne heiß gemacht, serviert und eine freundliche Wirtin, ohne Kontaktschwierigkeiten. Weiter gings bis zur Liftstation sehr steil hinab ... , so dass sich mein Knieinneres wehrte .. doch geschafft. Wir waren 6 Stunden unterwegs. Abgekühlt haben wir uns im Pool, am Abend beim Fußball erneut erhitzt. Mein Körper hatte zuviel Sonne getankt oder die Höhe nicht so gewollt, mir war übel.

Die Nacht war laut. Italien hat den Einzug ins Finale geschafft. Ihre Fans haben bis in die Morgenstunden gefeiert ... hupende Autocorso ... Gesänge ... schallten zwischen den Bergen hin und her. Das 7 Uhr Geläut war 18 „Klänge“ lang, so eine Art Eröffnung des Gebetes für das Fußballtheater.

 

Zweite große Radetappe zum Stilfser Joch

 

Heute nun soll der Stilfser Joch per Rad bezwungen werden. Natürlich ohne mich, nein das kann ich nicht. Doch auch die Wolken haben sich am frühen Morgen noch nicht verzogen. Grad so fertig geworden, um den Zug in Richtung Lara, zum nächstgelegenen Ort am Fuße des riesigen Passes zu schaffen. Drei Stunden Fahrt nach oben hat unser Radler eingeplant. Ich sitze hier und beobachte, wie Selbstdarsteller ihren Wohnwagen ans Auto spannen und den holländischen Camper ihren Wohnwagen von Innen zeigen. Das war wohl vorher ein Wohnmobil ... huhu. Mittlerweile hat sich die Sonne hervorgekämpft. Ich hab im Ort gebummelt, Espresso getrunken, in den Geschäften ohne Erfolg nach brauchbaren Mitbringsel oder Erfolgserlebnissen gesucht.

Endlich, die Zeit des Wartens war vorbei und klimperklar aber glücklich ist der Radler nach Hause gekehrt. Beeindruckt von der Höhe, der Natur, den Bikern ... vnd seinem Stehvermögen, sein Ziel erreicht zu habe, werde ich zu einer Autofahrt auf das Stilfser Joch eingeladen. Ich soll sehen, was mein Bär geschafft hat. Die Tour planen wir für Freitag ein.

 

Meran - auf Sissi s Spuren

 

Die Vinschgau-Bahn bringt uns nach Meran. Irgendwie voller Erwartung. Warm war´s, eher subtropisch. Viele Blumen ... im prachtvollen Garten waren wir allerdings nicht. Die Altstadt voller Laubengeschäfte ... gut, das war schön anzusehen ... und da lauf ich rum wie besoffen, sozusagen Entscheidungszurückhaltend und mit bedrücktem Gewissen. Ein neues SchreibGeschichtenrein-Buch hab ich erstanden, weil meines (aus Bethesda) voll geschrieben ist, beschrieben mit Reisegeschichten.

 

Wir haben das alte Stadttor bestaunt, glaube, uns hätte selbst die Garde durchgelassen. Sissi, die Kaiserin ist hier vor uns spazieren gegangen, wir haben mitten im Sommer den Winterweg ausgewählt und sind an der Wandelhalle der Kuranlage entlang gewandelt. Schwüle Luft hat Gewitterstimmung heraufbeschworen. Ausgelassen wurden wir nicht. Die Bahn fuhr uns zurück.

 

Der Pizzabäcker in Latsch hat überdenrandhinausragende und überdurchschnittlich belegte Pizza gezaubert, zum Abschluss unseres Abends ... am vorletzten Urlaubstag.

... auch der Urlaub geht vorbei

 

... mit Abschiedsstimmung legt sich der Nebel über uns. Während der Reschenpass noch Sicht zulässt, bleiben die Blicke am Stilfser Joch nebeldicht dunkel.

 

Am späten Nachmittag packen wir im Eiltempo unsere sieben Campingsachen und fahren nach Hause.