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Island

03.09.2006, 15:20 Uhr Ortszeit, Ankunft Flughafen Kevlavik

 

Sonnenschein, 15 Grad C

 

Wir übernehmen einen weißen Yaris und fahren nach Reykjavik. Das Hotel ist 2000 eröffnet und doch noch nicht fertig gestellt. War eine Unterkunft. Noch am Abend erkunden wir die Hauptstadt: hier gibt es alles; normal, modisch, verrückt, viel jung, 1000 Läden, disziplinierte Autofahrer, nicht abreisender Verkehr durch die Einkaufsstraße, die Kirche als Wahrzeichen schaut auf die Stadt und das Meer herab und wirkt auf dem ersten Blick gegenüber anderen Kirchen steril, die Häuser und ihre Dächer sind farbenfroh, Gerüste aus Holz nicht Vertrauen erweckend .... viel Treiben, die Bars, Cafes und Restaurants gefüllt, die Preise gepfeffert ... Wir haben in modernen Bistro mit gutem Essen zu moderaten Preisen unsere Magen gefüllt. Super Atmosphäre und Blick auf Trubel ... Die Stadt war bereits in idyllisches Abendlicht gehüllt. Im Hotel vorerst Stille. Die superweichen Betten standen ein Tischchen breit voneinander entfernt ... im Bad, ja wir hatten ein eigenes Bad!, war das Waschbecken so klein wie meine gespreizte Handfläche und der Duschkopf so groß wie ein Fußball. Die TV-Filme werden in englischer Sprache mit Untertiteln gesendet.

04.09.2006 Reykjavik - Snaefellsnes

 

die Sonne scheint.

 

Das Frühstück war einfach, gut und hat gesättigt. Die Saison ist vorbei und so waren mit uns nur 5 Gäste hier. Vor dem Trip in die Landschaft haben wir kurz das Einkaufsparadies „Kringlan“ gesichtet. Grund war die Suche nach Nadel und Faden für die dem Mann im Schritt gerissene Hose ... weil einziges mitgeführtes Beinkleid ... nach ungewollter Ehrenrunde, die Geschäfte machen später auf, haben wir die Straße Nummer 1 eingenommen. Da kam sie - die Natur ohne Bäume, aus Fels, Lava, Wiese, Schafe und Pferden. Geographie pur. Wir sind den Fjord umfahren, Regen hat die Sicht teilweise versperrt, das Wetter wechselt im Wind. Beim Schafetreffen und wir haben wahrlich viele gesehen, war mindestens ein schwarzes Schaf dabei .. sicher für das Strickmuster. Interessant und neu für uns sind die zweifarbigen braunbeigen Schafe.

 

Abstecher nach Reykholt, Hraunfossar und Barnal. Die Wasserfälle sind umgeben von Lavagestein. Lava tritt sich weich und ist stellenweise mit Moos bewachsen. In Reykholt haben wir zum ersten Mal einen Hot Pot gesehen und das warme Wasser getestet. Den hat der berühmte Schriftsteller Simli gebaut und genutzt. Auf dem Weg nach Snaefellsnes sind wir einer unendlichen Mondlandschaft aus Lava begegnet, die kurz vor der Straße erstarrt ist.

 

Unsere Herberge lag abseits jeglicher Ortschaften, direkt am Meer und am verlängerten Fuß des 1446 m hohen kegelförmigen Schichtvulkanes Snaefellsjökull.

 

Die Stadt Olafsvik haben wir über eine unbefestigte Bergstraße bei dichtem Nebel erreicht. Hier ist an der Stelle (mit Blick zum Meer) ein Denkmal errichtet, wo die erste Kirche des Ortes überhaupt stand, Gräber erinnern an die Pastoren ... Olafsvik hat farbenfrohe Häuser, Hafen Fisch, Pizzeria, Thermalbad ... und wir haben in der Tankstelle Fish and Ships and Cola für 1045 IK gegessen.

 

05.09.2006 Snaefellsnes – Patreksfjördur

 

Sonne und Wolken, 10 Grad C

 

Haben auf den Start ins Bad gewartet und unser Frühstück mit Blick auf Meer und Berge eingenommen.

 

Der Blick auf Vulkan und Gletscher wurde langsam „entnebelt“ und zum Fotografieren freigegeben. So sind wir nach einigen Metern Fahrt umgekehrt und haben den steinigen Weg gewählt in der Hoffnung auf gute Sicht ... Eine kleine Wanderung, um den Gletscher und Vulkan näher zu kommen, war schön. Die direkte Sicht auf den Vulkan bekamen wir leider nicht. Wir hatten uns getäuscht. Kurz vor Olafsvik sind wir in Richtung Stykkisholmur abgebogen, um zur Fähre zu gelangen und haben die Straße direkt an der Küste um die Fjorde befahren. Riesenhoch hat sich das Land zwischen den Fjorden aufgetürmt, ist grüngefärt und moosig weich ... in regelmäßigen Abständen stürzt Wasser in die Tiefe. Ein Ort ist auf einer Landzunge gebaut. Die Häuser leuchten farbenfroh in Grundarfjödur. Schafe gehen gemächlich über die Straße, fernab der Zivilisation. Die Pferde fühlen sich hier sichtbar wohl. Der Ort Berserkjakala ist nach einem Norweger benannt, der hier als erster siedelte. Beide Seiten der Straße sind mit Lava aufgefüllt. Toll. In Stykkisholmur haben wir endlich Nadel und Faden bekommen (deutsches Produkt). Ein Fischrestaurant, in dem viele Arbeiter und Fischer o.ä. zu Mittag gegessen haben, stand unweit vom Hafen. Doch nix mit Fisch, mussten wir feststellen ... So was wie Burger und einen Espresso.

 

Wir waren unbegründet in Eile, denn die Fähre hat sich Zeit gelassen. Jetzt schreibe ich live, wir sind auf der Fähre, alle unter Deck – im Salon. Draußen herrscht zwar kein Sturm, aber bei ca. 8 Grad C ist es dennoch für 3 Stunden Überfahrt zu kalt. Die Maschinen blubbern, arbeiten sich ein, zz. zähle ich 16 Passagiere. Die Geräusche sind weder bestimmten Gelegenheiten zuzuordnen, noch nervenberuhigend. Die Mitfahrer, die nicht lesen, blinzeln misstrauisch in die Runde. Jedes Haus in Stykkisholmur ist andersfarbig und wir ziehen daran vorbei ... die Häuser reihen sich in Breite und Höhe aneinander ... eine Kette am Bergeshang mit Blick auf den Fjord. Der Hafen ist durch breite zum Himmel ragende abgerundete und bemooste Felsblöcke geschützt. Der Kapitän hat per Hupe die Anfahrt angekündigt. Ich spüre die Bewegung, wir drehen auf der Stelle und fahren nun auf die offene See hinaus. Hin und wieder ragen kleine Inseln wie Kleckerburgen aus dem Wasser. Diese sind vor vielen vielen Jahren durch Vulkanausbrüche entstanden. Jetzt gilt es durchhalten und nicht auf ein Vulkangestein (wie beim Eisberg?) auffahren und möglichst ohne Seasickness bags klarkommen. Der Kapitän erzählt über die Fahrt, Geschichte und den Halt in Flatey, der größten Insel hier an den Westfjorden. Die Sicht ist sehr klar. Jetzt sind wir eine Stunde unterwegs – über uns strahlt die Sonne, hier ist das beste Wetter. Wie kalt es tatsächlich ist, lässt sich unter Deck nicht ausmachen. Ich gehe nicht hoch, lasse mich nachher überraschen... Eben gab es Wale zu sehen, der Kapitän hat uns darauf aufmerksam gemacht. Gut, jetzt wurde ich für mein Stubenhockerdasein bestraft. ... Wieland hat viel Zeit auf Deck verbracht und fotografiert. Die Wale hat er auch nicht sehen können. Wir haben Land erreicht, die Westfjorde.

 

Bis Patreksfjördur waren es ca. 60 km, entlang am Ufer und den riesigen Fjordbergen. Die Unterkunft in einem Wohnhaus war gut. Zum Abend haben wir die Lage der Ortschaft erkundet. Hier konzentriert sich alles auf Fisch. ... begegnet uns sicher noch öfter ...

 

06.09.2006 Patreksfjördur - Sudurey

 

Die Sonne scheint, 10 Grad C

 

Das Frühstück war gut und mit Aussicht. Unsere Spannung war schon auf dem Höhepunkt geladen. Wollten wir doch heute Lundis, Papageientaucher, beobachten. Dazu sind wir über einen Schotterweg, der nicht enden wollte und über Mondgestein zum westlichsten Punkt Islands und Europas führte, gefahren. Die Landschaft zum Latrabjarg und der Wechsel zwischen Land und Meer waren herrlich anzusehen ... und wir sind den Vogelfelsen aufgestiegen ... und zum nächsten ... und zum nächsten gelaufen ... Ein wunderbarer Ausblick über das Meer ... und rege Mövenfamilien zwischen den Felsen ... aber: keine Lundis! Nicht einmal ein zurückgelassener Papageientaucher. Schade.

Ach ja, auf dem Weg zum Vogelfelsen saß eine Robbe auf einem Stein am Wasser und hat zu uns aufgeblickt. Das war noch ein Heuler und es kann sein, dass es seine Familie suchte.

 

Der Weg nach Isafjördur war zu 70 % steinig und führte wieder über den Mond. Weite Sicht, blauer Himmel, Sonne, Wasserfälle, Schafe (auch auf den Straßen), Riesensteine so weit das Auge blickt. Nicht nur diese Straßen haben so genannte „Blind date“ – Stellen, da fährt man wie auf der Achterbahn, sieht nicht was dann kommt, in welche Richtung die Straße weiterführt und ob Gegenverkehr ist. War aber alles kein Problem, da Begegnungen mit Menschen zwischendurch äußerst selten waren. Die Schafe tragen ihre Wolle zurzeit offen und springen schnell über die Prärie, ihr Hinterteil sieht lustig aus, bewegt sich sehr schwungvoll hin und her. Die Wolle federt im Zeitlupentempo nach. Der größte Wasserfall der Westfjorde Dynjandi liegt direkt neben der Straße und ist sehr beeindruckend. Ein E-Werk in der Mondlandschaft, ein Bergsee über dem Werk, Rohre in denen das Wasser mit Schnelligkeit durchrast, sorgen für kostengünstige Energie auf den Westfjorden. Trotz der nicht enden wollenden Fahrt leisten wir uns einen Abstecher nach Flateyri. Der Ort liegt auf einer Landzunge zwischen den Fjorden und ist oberhalb der letzten Häuser mit einem Erdwall vor Lawinen geschützt. Das Unglück von 1995 soll sich so nicht wiederholen als eine Lawine Häuser und Menschen begrub. Direkt an dieser Stichstraße haben wir eine recht große Anlage mit Trockenfisch entdeckt. Mystisch. Kurz vor unserem Etappenziel haben wir einen Tunnel befahren. Mitten im zum Teil einspurigen Tunnel gab es einen Abzweig nach Sudurey. Hier bezogen wir eine Herberge mit einem Smilie am Haus. Schön, sauber, mit stilvollem Restaurant. Das Abendessen, es gab Fisch, war vorzüglich. Vorher haben wir gesehen, wie Fischer ihren Fang am Hafen von den Schiffen verladen haben. Ein Fischer auf einem Mini-Schiff hat mit 78 Jahren kistenweise Fisch heimgebracht. Ein Inuit hat mit Gabelstapler beim Verladen geholfen. Ihm haben wir am Abend mehrfach mit seinem Auto durch den Ort fahren sehen. Der kleine Ort lebt vom Fischfang. Fisch wird hier gleich verarbeitet. Es gibt eine Schule, Kindergarten, Schwimmbad, Sporthalle, Sparkasse, Post, Essotankstelle – hier leben wohl 300 Einwohner. Die schlechteste Nummer des heutigen Tages nun zum Schluss: Ich habe mir beim Rückweg vom Vogelfelsen meinen Fuß so stark verknickt, dass ich dachte, alles ist zu spät. Er wurde zusehens angschwollen und farbig. Ich gönne ihm nun Dolobene und humple so dahin. Schade ... Laufidee ...ade.

 

07.09.2006 Sudurey und Isafjördur

 

Wolkig und neblig, 10 Grad C

 

Die Nacht war gut und das Frühstück lustig. Ja, viele Mitbürger reisen mit gleichem Anbieter und so treffen wir uns in der einen oder anderen Herberge. So auch eine notorische Meckerdame, der das Frühstück und das Gasthauszimmer missfiel. Das Frühstück war zwar nicht unendlich, weil ev. die Mitmenschen vor uns zu oft zulangten, aber sehr gut. Der Wirtsherr musste auch ev. bei Nachbars oder Esso Sauermilchnachschub holen. Doch das ist nichts Schlechtes. Die beiden Wirtsleute betreuen Laden, Herberge und Gaststätte allein. Das Leben will auch hier finanziert sein und ich finde, das war bislang die beste Unterkunft. Der Reiseveranstalter hat uns einen zusätzlichen Tag hier gebucht und so waren wir in Isafjördur... und in Budir, einem Museumsfischerdorf mit Häuschen im Erdreich wie eben vor vielen hundert Jahren. Hier im Ort befanden sich farbenfrohe Häuser, Konditoreien, eine Bibliothek im Kulturhaus – wunderschön. Heute regnete es öfter, die Sonne wird nicht immer durch die Wolken gelassen. Auch der Wind bläst heute stärker. Doch ein Bad im Hot Pot ließen wir uns nicht nehmen. Herrlich. In dem 40 Grad C heißen Bad ist es kaum zum aushalten. Trotz der 10 Grad C Außentemperatur alles sehr angenehm. Am Pott selbst steht der Kaffee gratis und dient unter anderem als stille Einladung für einen Plausch. So haben wir schnell erfahren, dass Magdeburg in Island keine unbekannte Stadt ist (Dank dem ehemaligen erfolgreichen Handballtrainer Islason). Das Bad hatte einen Pool zum Schwimmen, zwei kleine und einen großen Pott und war mit der Turnhalle am Schulgebäude angeschlossen. Auch in der Turnhalle waren einige Kinder und haben Handball o.ä. gespielt, obwohl (es war 17 Uhr) die Schulzeit zu Ende war.

Unseren Ruhetag haben wir angenehm und mit einem fürstlichen Abendmahl –leckeren Fisch- ausklingen lassen.

 

08.09.2006 Sudurey - (bei) Hvammstangi

 

Regen, 9 Grad C

 

Wir verlassen die Westfjorde. Unser Weg ist in Zickzacklinie auf der Landkarte zu verfolgen. Der Nebel legt sich auf die Fjorde und versteckt all die Schönheiten. In regelmäßigen Abständen stehen Schafe, meist zu dritt, an der Straße ... die Neck der Autofahrer. Der Regen macht ihre Wolle wahrscheinlich für sie unerträglich schwer. Nach einiger Zeit „Glück“ (befestigte Wege) fahren wir auf eine so genannte „gelbe“, d.h. unbefestigte Straße, die durch den Regen massig befützt ist und unser weißes Auto in kurzer Zeit „umspritzt“. Zwischendurch ist ein riesiger LKW in den Straßengraben abgerutscht, die Ränder werden vom Regen aufgeweicht. Jeder Gegenverkehr, der GottseiDank selten ist, stellt eine Mutprobe dar. Entlang der Küste in Richtung Süden tobt ein Sturm. Wolken und Sonne kämpfen miteinander. Treibholz aus Sibirien (wie kommt das denn hier her?) liegt am Strand. Mitunter war es möglich, direkt vom Auto aus ein Foto zu schießen. Fenster auf und schnapp. Doch hier war Gegenverkehr mit Dreckwasserfontäne spontan herangekommen und Wieland blieb nur ein blitzschnelles Fenster zu ... und die braune Brühe lief der Scheibe hinunter. Sind in Bru´, der Verbindungsstelle zur Ringstraße mit Windstärke 16. Ich glaube, der Lack geht ab, das Auto schaukelt. Wieland braucht mehr Kraft denn je zum Stehen und Laufen. Dann haben wir unsere neue Unterkunft gesucht. In der Wildnis an einer Straßengabelung (völlig unbefestigt) stand einsam und verlassen ein Hotel. Ein Hotel mitten auf einer unbewohnten Halbinsel. Mitten im Orkan. Das Hotel selbst sieht unbewohnt aus. Doch da, die Tür ist offen und an der Rezeption steht der Hotelier aus Reykjavik. Wir bekommen unser Zimmer und die Duschräume zugewiesen. Der Tag ist noch nicht zu Ende und wir sollten noch etwas unternehmen ... Wir fuhren zur nächsten (laut Plan sehenswerten) Stadt. Doch diese Stadt ist ein sehenswerter Aussichtspunkt. Pech. Auch in dem etwas entfernten Hvammstangi gab es nur eine Shell-Tankstelle mit Fish und Ships. Ich war heilfroh, meinen Magen füllen zu können. Die anschließende Autowäsche mit Quellwasser war nötig, Wielands Hose nass und das Auto nach einigen Metern Rückfahrt genau so schmutzig. Im Hotel zurück haben wir entdeckt, dass ein Highlight in unmittelbarer Nähe auf uns wartete. Und los. Langsam wurde die Nacht eingeläutet, doch wir konnten das Ungeheuer im Wasser noch erkennen. Die Fahrt hatte sich gelohnt. Wieland grübelte laut und meinte, dass er den einen Gast kennt, aber nicht weiß, woher. Er grübelt eine Stunde lang ... und wie aus einer Pistole geschossen ... hatte er seinen Autolackierer aus Felgeleben ausgemacht. Die gesamte Familie (Vater, Mutter und zwei Söhne) war im gleichen Hotel untergebracht. Geschlafen haben wir im überheizten Zimmer, da der Sturm nicht zuließ, ein Fenster zu öffnen. Zum Frühstück war ein Pärchen bereits am Tisch, die Frau mit Gipsbein und Krücken. Sie ist auf den rutschigen Steinen hinter einem Wasserfall ausgerutscht. Die Familie aus Felgeleben hat sich nett mit uns unterhalten. So klein ist die Welt. Vom Hotelier haben wir uns bis in einer Woche in der Hauptstadt verabschiedet. Er hat uns erzählt, dass er das Hotel hier für dieses Jahr schließen wird ...

 

09.09.2006 Hvammstangi - Akureyri

 

Bewölkt, 11.Grad C

 

Auf dem Weg nach Akureyri haben wir den Glaumbaer Bauernhof besichtigt. Grasbodenhäuser. In die Erde hinein gebaute und mit Torf verpackte Häuschen. Sehr interessant und gut erhalten.

Akureyri liegt am längsten Fjord des Landes und ist damit gut vor grausigem Wetter u.a. geschützt, so dass die Stadt von richtigen Wäldern umgeben und mit Blumen und Sträuchern verziert ist, wie kein Ort bis dahin. Nachdem wir alle Sehenswürdigkeiten gefunden (wie Kirche, Holzhaus, Botanischen Garten .... Altstadt) und leckere euroschwere Torte vernascht haben, „verdienten“ wir uns ein Abendbrot. Das Gasthaus, in dem wir untergebracht waren, lag wenige Autominuten über der Stadt – dort geht es auch zum Skigebiet und da lag bereits oder noch stellenweise Schnee. Das Häuschen war niedlich und nett eingerichtet, mit Sicht auf die Stadt. Die Nacht war nicht leise. Polarlicht flackerte am Nachthimmel. Das Frühstück war gut.

 

 

10.09.2006 Akureyri - Muvatn

 

Sonntagssonne, 11 Grad C

 

Der Wind hat zugenommen und lässt aufrechtes Gehen kaum zu. Der Godafoss wird zusätzlich aufgewirbelt. Gewaltig. Einfach über Vulkankrater wandern? Ja, hier am Muvatn ist das möglich. Wir bestaunen Pseudokrater, probehalber, bevor wir auf einen echten Vulkan aufsteigen. Nur wenig weiter dampft es aus jeder Ritze. Lavagestein, schwarze Erde und in dieser Öde eine Lagune, die himmelblau leuchtet. Wir nehmen für 1.100 IK ein Bad. Das Wasser ist sehr schwefelhaltig und an einigen Stellen der Lagune schießt 100 Grad C heißes Wasser ein. Warnschilder sollen Verbrennungen verhindern. Zwischendurch erhöhen wir unsere Körpertemperatur in der Dampfsauna. Der Wind pfeift über unsere Köpfe und lässt uns stellenweise doch die Kälte spüren. Wir haben an diesem Tag weitere Ziele und steuern als Nächstes blubbernde Erdtöpfe an. Orange, braun, beige, weiß, graue bewegliche Erdmasse, in einem dunklen Hexenkessel, kleine Vulkanberge die lautstark zischen und Schwefeldampf ausstoßen. Wir haben doch nicht immer festen Boden unter den Füßen. Die Suche nach dem Spalt zwischen den Kontinentalplatten verlief nach einigen Fehlgriffen erfolgreich. Mächtig, aus einigen Abschnitten dampft es. Der Spalt ist sehr tief. Wir standen auch auf der amerikanischen Kontinentalplatte und waren Katrin näher gekommen und sind auf die europäische Platte gewechselt und waren wieder Andreas näher ... Am Abzweig der Ringstraße 1 um den Muvatn liegt die Gemeinde Reykiahlid. Hier sitzen wir gerade in einem schönen Cafe und genießen ... Einen Ringwallvulkan haben wir bestiegen und konnten vom Rand aus in die Tiefe blicken. Von da aus konnten wir den eigentlichen Schlot sehen. Danach und weil es langsam dämmrig wurde, haben wir ein Geisterlabyrinth besichtigt. Bizarre Gesteinsfiguren, Monster aus Lava, die nach dem Ausbruch noch einmal aus dem Wasser herausgedrückt wurden. Mit der Fahrt um den Muvatn-See endete unsere heutige Expedition. Auf einem Bauernhof an einem Hang, etwas Abseits der Straße stand unser Hotel. Größer und besser, als wir erwartet hatten. Das Zimmer mit Dusche und schöner Aussicht. Auf mehreren Etagen konnten sich die Gäste in bequemen Sitzgelegenheiten aalen, einer großen Bibliothek bedienen, Kaffee und Tee trinken und im Internet surfen. Der Tag war anstrengend und hat uns hungrig gemacht. Wir sind einfach dem Geruch und Geräusch nach ... ja und dann haben wir ein Dinnerbuffet entdeckt, wurden bestimmt und freundlich an einen Tisch verwiesen. Wir ließen uns die Köstlichkeiten schmecken, ohne den Preis zu kennen. Fisch, Fleisch, Suppe, Auflauf, Kartoffeln, Reis, alle Variationen an Gemüse, Salat, Pasteten ... Torte, Sahne, Kaffee ... wir waren dick satt. Am nächsten Morgen verwöhnten wir uns am Frühstückbuffet und ... bekamen die Rechnung präsentiert! Wow.

 

 

11.09.2006 Muvatn - Egilstadir

 

Blauer Himmel, 14 Grad C

 

Wir fahren um die Halbinsel nach Husavik, vorbei an riesigen Lavafeldern. Wale, Lundis und Robben haben sich versteckt. Dafür haben wir eine wunderbare Sicht. Je weiter wir wieder landeinwärts kommen, um so karger wird die Landschaft. Hier befahren wir den Nationalpark Jökulsarglijufur. Wunderschön war die Asbyrgi Felsschlucht, die in Hufeisenform pure Natur umgibt. Uns überraschte an dessen Ende ein romantischer See. Vor vielen Jahren soll das ein Wasserfall, ähnlich der Niagarafälle, gewesen sein. Lava, Wüste und in der Ferne Gischt. Die Wasserfälle sind von Weiten sichtbar. Dettifoss ist der größte Wasserfall in diesem NP und rauscht mit voller Macht nach unten, so schnell, dass Wasser wieder nach oben strebt und zischt und spritzt wie in einem starken Regen. Bis zur Ringstraße sahen wir Wüste und Lava. Nun fuhren wir in Richtung Osten, nach Egilsstadir. Wüste, Wüste, Wüste ... kein Baum, kein Strauch. Auch den Schafen gefällt die trostlose Landschaft ohne Grashalm nicht, obwohl sie daran nicht unschuldig sind. So liefen hier eben Schwäne über die Straße. Nach ca. 100 km prasselte wieder ein Wasserfall nach dem anderen in die Täler. Ein paar Häuser waren in Sicht, auch Schafe, die unebenen Heiden/Gelände, die zwischendurch aufgerissen waren, grünten auf. Kurz vor einer Brücke bogen wir auf eine Nebenstraße ab, die uns zu unserem nächsten Hotel brachte. Wir fassten es nicht. Eine richtige kleine Wohnung, mit Balkon, alle Zimmer mit Holz verkleidet, Dusche, seperates Schlafzimmer. Toll. Auf der Fahrt nach Egilstadir spazierten Elche daher. Die Stadt Egilsstadir ist eine neue Stadt und die Kirche, die von Weiten wie eine Betonfabrik wirkt, steht nicht im Zentrum. Auch eine Post ist nicht einfach zu finden. Irgendwie ähnelt die Stadt einem Industriegelände. Nach kurzem Fußmarsch gelangen wir ins Grüne. Hier stehen die Einfamilienhäuser. Das hat uns besonders beeindruckt: große Tannen, Birken, Blumen, Park mit Teich, Museum, Bibliothek, Schule, großes Sportareal ...

In einem kleinen Cafe haben wir sehr zarte Torte genossen und daneben Bank und Post entdeckt. Endlich sind wir unsere Postkarten – die Grüße an die Daheimgebliebenen losgeworden. Zurzeit genießen wir unsere kleine Wohnung. Wir haben sogar drei Sessel, eine Küche, ein Bett zusätzlich und mehrere Tische im Zimmer. Ein Glastisch wird von Notenbüchern von Mozart und Bach sowie von Geige und Geigenstock gehalten. Morgen gibt es um 8 Uhr Frühstück und wir sind gespannt auf den nächsten Tag.

 

12.09.2006 Egilstadir - Sudursveit

 

keine Wolke am Himmel, die Sonne hat uns überrascht, es sind kühle 8 Grad C

 

Zum Frühstück waren wir allein. Vor uns hat eine Busladung gefrühstückt, die Tische werden gerade abgeräumt. Wir fahren über die Ostfjorde in den Süden des Landes. Befahren die Ringstraße in auch unbefestigten Zustand mit romantischen Abstechern zwischen den Fjorden und mit himmlischem Ausguck. Teilweise sehen die Berge aus wie lockere Sandaufschüttungen. Andere leuchten in verschiedenen Brauntönen. Wieder andere erscheinen schwarz. Romantisch war unser kleiner Spaziergang am Meer, den Pyramidenberg im Hintergrund. Im Süden herrschte heute Sonnenschein pur und die Luft ist bis 14 Grad C erwärmt. Dann taucht der Gletscher auf, greifbar nah an der Straße, immer wieder zwischen den Bergen. In Höfn haben wir kurz aufgetankt. Kraft seiner Wassersuppe hat Wieland einen direkten Weg zum Gletscher Vatnajökull gewählt. Ich musste sogar ein Tor öffnen und war froh, dass wir nicht noch durch einen Fluss fuhren, der uns noch vor Erreichen des Gletschers den Weg versperrte. Parallel zum Bestaunen der Landschaft haben wir Hali – die neue Unterkunft - gesucht und gefunden. Ein Bauernhof mit „Hotel“. Sauber, aber without facilites ...

Frühstück gibt’s im Restaurant, das Haus hat an seiner Rückfront zur Straße hin viele Buchrücken zur Zierde. Find ich gut, dass hier auch eine Bibliothek drin ist (hab ich gedacht). Wir sind aber sofort zur Gletscherlagune Jökulsarlon weiter gefahren. Ich bin sprachlos, kann nicht beschreiben, wie grandios das aussieht. Woher kommt das Gletscherblau? Das leuchtet traumhaft. Robben schwimmen zwischen den Gletscherschollen und tauchen wieder ab in den bis zu 160 m tiefen See. Gletscherschollen stoßen aneinander, dadurch lösen sich tobend kleinere Stücke und treiben hinaus ins Meer. Toll. Toll. Toll. Auch den zweiten Gletschersee haben wir gefunden. Hier ging früher die Ringstraße 1 entlang bis ein Unglück die Brücken zerstörte. Dieser See ist viel kleiner und sehr ruhig. Die Gletscherzunge ist nicht so stark abgerutscht. Abendbrot gleich Selbstverpflegung haben wir im Zimmer eingenommen. Ein Gastpärchen hat das Bad vernebelt.

 

13.09.2006 Sudursveit - Kirkjubaejarklaustur

 

eiskalt, Sturm, Regen

 

Frühstück haben wir im Restaurant eingenommen. Hier waren viele Bilder als Zeitzeugen dieses Bauernhofes sowie einige Zitate des auf Hali geborenen Schriftstellers Pordergur Purdurson (deutsch geschrieben) ausgestellt. Er ist als Jugendlicher über Nacht aufgebrochen, hat sich Mut angetrunken (angeschwemmtes Fass Alkohol), in Reykjavik gearbeitet, wollte studieren, hat Gymnasien besucht, lebte Anfangs ärmlich, hat Gedichte geschrieben und veröffentlicht, Esperado gelernt und unterrichtet, hat Yoga betrieben und darüber geschrieben, war Sozialist ... Er ist mit „Briefe für Sara“ in Island berühmt geworden und hat viele andere Bücher geschrieben. Über sein Leben und das Leben auf Hali berichtet die neue Ausstellung neben dem Restaurant. Wir durften noch vor ihrer Eröffnung in die heilligen Hallen. Sehr interessant.

Weniger gut das heutige Wetter, 8 Grad C, Sturm und Regen scheinen nur noch heftiger zu werden. Nichts war zu sehen. Die Gletscherlagune war wolkenverhangen abgetaucht. Gut, dass wir gestern Abend bereits hier waren. In den wenigen Stunden zwischen gestern Abend und heute Morgen hat sich einiges verändert: Eisberge von gestern trieben bereits zerbarst ins Meer hinaus, einige tanzten vom Wind getrieben im Kreis. Auch der kleinere Gletschersee gab keine bessere Sicht her. Unsere Kleidung war nass und klamm. Höhepunkt der Sturmfahrt war der Halt an der Esso-Tankstelle Fagurhdsmyri an der untersten Spitze des Vatnajökull. Nur mit gesammeltem Kraftaufwand konnten wir uns und z.B. die Autotüren halten. (leider kommt der extreme Sturm auf dem Foto nicht zur Geltung) Neben der Straße laufen wieder Gletscherzungen in unsere Richtung. Hier am Hotel Skaftafell hat Wieland den Berg bestiegen, um bis zum Rand der Gletscherzunge vorzukommen. Es gelang nicht. Der Regen ist abgezogen, allerdings bewegt sich unser Auto (ich sitze schreibend und wartend im Auto) im Sturm hin und her. Im Skaftafell-Nationalpark haben wir die Informationen durchgeforstet. Die bewegte Geschichte dieses Gletschers und die Vulkantätigkeit beeindruckt uns sehr. Das Wetter ist gerade heute unserer Bekleidung nicht angemessen und so machen wir einen Bogen um den NP. Sehr schade. Der Himmel ist fast völlig verdunkelt. Dazu kommt die schwarze Sand- und Geröllwüste zu beiden Seiten der Straße. Nur noch die gelben Leitplanken bringen Farbe ins Bild. Hier haben wir die neue Brücke überquert. Überreste der durch den Gletscherlauf verbogenen Brückenpfeiler stehen noch am Straßenrand. Ein Teil der zerstörten Straße haben wir umfahren müssen. Um ehrlich zu sein, im Moment sieht alles hier sehr gruselig aus.

An einem hohen Berg wird das Wasser zweier Wasserfälle vom Wind himmelwärts gedrückt. Einfach so, kerzengerade nach oben. Genau darunter liegt ein Gehöft mit den in die Erde gebauten Häuschen und einer aus dem 15. Jahrhundert bestehenden kleinen Kirche. Die Felswand darüber war einmal die Steilküste ... vor der Zeit geologischer Veränderungen, da befand sich das Meer über der Wiese, auf der wir gerade standen. Bis nach Kirkjubaejarklaustur hat uns das kräftige Regengebiet begleitet. Hier sind wir wegen des peitschenden Regens und der Orkanböen kaum vom Parkplatz in die Tankstelle gekommen. Unser Dinner heute: Fish and Ships.

Nach weiteren 6 km haben wir unser Quartier erreicht. Ein Bauernhaus mit Bungalows auf einem großen Grundstück. Wir übernachteten in dem Bungalow mit Küchentrakt, Tisch, zwei Stühlen, Dusche ... Doppelstock- und Bett. Leider konnten wir wegen der überaus nassen Witterung die reizvolle Gegend nicht zu Fuß erkunden. Um uns herum befindet sich ein Lavafeld aus dem 18. Jahrhundert, welches mit Moos bewachsen ist. Die Gegend leuchtet deshalb in Grüntönen. Die Formen erinnern u.a. an „Land-Busen“, die aus der Erde ragen. Das Erdreich zwischendurch ist eingebrochen. Von den Hängen rauschen unzählige Wasserfälle. Am Abend haben wir uns selbst versorgt und mit „gefundenen“ Karten Maumau gespielt.

 

14.09.2006 Kirkjubaejarklaustur - Hvolsvöllur

 

starker Wind, grauer Himmel, 13 Grad C

 

Frühstück durften wir gemeinsam mit vielen der zwischenzeitlich bekannten Mitreisenden im Wintergarten einnehmen. Die Fahrt begann zwischen den moosbewachsenen Lavafeldern und in ein sonniges Wetter. Vik ist die südlichste Stadt Islands. Am schwarzen Strand entlang zur Steilküste konnten wir dem tobenden Meer nicht immer trocken entkommen. Die Gischt spritzte meterhoch. Ja, so wurde der Meisterfotograf von einer Welle erfasst und mit nassen Füßen bestraft. Die einer Überlieferung zufolge zu Stein verwandelten Trolle ragen direkt vor der Küste aus dem Meer. Das Gemisch aus schwarzen Sand, Fels und Meer war ständig in Bewegung und zauberhaft anzusehen. Die nächste sehenswerte Attraktion wartete auf uns – der Kap Dyrholaey. Auch hier bieten die steilen hohen Küstenwände Nistmöglichkeiten für allerlei Federvieh. Das Vogelschutzgebiet ist während der Brutzeit gesperrt. Im September besteht uneingeschränkter Zutritt, allerdings sind dann u.a. die Lundis zum Winterquartier aufgebrochen. Von hier aus ist das Tor aus Stein (Brandungsloch mit Breite von zwei Schiffen ) im Meer zu sehen. Sehr stürmisch da droben, so dass Fotografieren zur Wackelkunst wird. Die riesigen Befestigungen aus verrosteten Eisen können wir uns nicht erklären. Auf einer nicht gerade für Pkw geeigneten Straße sind wir zum Leuchtturm, der sich direkt über dem Steintor befindet, gefahren. Der Sturm hier oben war kaum zu toppen und das bei solchen Sonnenschein. Das Schreien der Gischt tief unter uns hallte hinauf. Leider war auf der anderen Seite der noch aktive Vulkan Katla noch unter den Wolken. Auch unser längeres Warten und Hoffen hat sich nicht gelohnt.

Auf der Weiterfahrt lag rechterhand wieder eine Gletscherzunge, die die Besonderheit besitzt, von heißen Quellen unterlagert zu sein. Weil der Schotterweg dort hin für Frau zu gefährlich erschien, haben wir auf einer (eigens dafür geschaffenen) „Parkfläche“ unser Auto abgestellt. In diesem Moment war der Druck auf meine Blase so stark, dass ich die Sturmrichtung ignorierte und bestraft wurde. Die beiden uns bekannten Mitreisenden parkten wegen der steinigen und löchrigen Straße neben uns und so sind wir gemeinsam zur Gletscherzunge gewandert. Jedes Ziel sieht näher aus, als es ist. Vom eigentlichen Allrad-Parkplatz aus ... und dann .... war die Gletscherzunge nah.... Sehr beeindruckend, abenteuerlich, wenn unter dem Gletscher die heißen Quellen das Eis abtauen, Spalten in die Tiefe reichen, metertief. Der beißende Schwefelgeruch, der für diesen Gletscher typisch sein soll, ist uns erst später bei der Weiterfahrt aufgefallen. Durch den starken Wind ist an diesem Tag das Gebiet auf dem Gletscher vom Gestank verschont geblieben.

In der Nähe eines Abzweigs entdeckten wir unter einem Berg Torfhäuschen und eine alte kleine Kirche. Bauern haben den Hof erst vor ca. 3 Jahren verlassen. Altes Gerät, Benzinzapfhahn, alte Fahrzeuge ... und Abfälle lagen noch umher.

Der Skogarfoss ließ in seiner Gischt Regenbogen tanzen, der Wasserfall war sehr schön anzusehen. Hier sind über Direktfahrten aus der Hauptstadt gefüllte Reisebusse eingetroffen. Ein gewöhnungsbedürftiges Bild, denn bisher waren wir auf unserer Expedition fast allein. Umlaufen haben wir den Seljalandsfoss und das hat Spaß gemacht. Jeder Standort lässt diesen Wasserfall anders leuchten.

Unsere Unterkunft war heute im Hotel Hvolsvöllur. Na ja, in einer mit dem Haus verbundenen Baracke. Die Tankstelle und Zentrum einer solchen Stadt konnte uns diesmal leider nichts mehr zum Sattwerden bieten. Glücklicherweise haben wir eine nette Pizzeria gefunden. Gutes Essen. Man munkelt, der Koch sorgt nach 20 Uhr im Hotel für das Dinner. Wir waren satt. Das Zimmer und besonders die Dusche nehmen im Unterkunftsvergleich den letzten Platz ein.

 

15.09.2006 Hvolsvöllur - Reykjavik

 

Regen, 11 Grad C

 

Die Mitreisenden waren Frühaufsteher und so frühstückten wir allein, bevor auch wir die letzte Etappe begannen. Es soll das Highlight werden. Alle Reiseführer weisen darauf hin. Mit Richtungswechsel zum Geysir und Gullfoss bahnte sich Wetterbesserung an. Tatsächlich konnten wir einige blaue Streifen und sonnige Minuten erleben. Fasziniert hat uns der Strokkur. Dieser Geysir schießt in fast regelmäßigen Abständen (zwischen 12 und 15 Minuten) aus der Erde. Er kündigt mit Brubbeln und einer bläulichen Wasserblase an, dass er dem Druck von Unten nicht mehr standhalten kann ... und dann sprüht er über. Spaß macht es, gespannt und angespannt auf den Augenblick zu warten ... den Fotoapparat vor das Auge gepresst und den Finger auf dem Auslöser ... ich war traurig, dass mein Apparat nicht so spontan reagierte und nur Reste der Gischt zu sehen waren.

Der Gullfoss drängt sich nur wenige Kilometer später in den tiefen Canyon. In drei Etagen stürzen die Wassermassen mit gewaltiger Wucht nach unten. Ja, so einen wuchtigen Wasserfall haben wir bei der Fülle der Angebote in Island tatsächlich noch nicht entdeckt. Doch jeder Wasserfall hat seine Reize. Auch das Wetter spielt eine Rolle und bestimmt, in welcher Stimmung sich der Wasserfall dem Betrachter zeigt. Das Wetter am Gullfoss hat April gespielt. Auf dem Weg zum Nationalpark Pingvellier peitschte der Regen gegen unsere Scheiben und von unten spritze der flüssige Teil der unbefestigten Straße. Ab und zu äugte die Sonne hindurch. Auf Pingvellier wurde weltweit das erste Parlament ausgerufen und später Gesetze von Island verkündet. Geschichtlich und geologisch vielfältig. Das Auseinanderdriften der amerikanischen und europäischen Kontinentalplatten wird hier besonders deutlich. Die sicher sehr reizvolle Umgebung ist tatsächlich der schlechten Sicht und dem Regen zum Opfer gefallen.

Die Strecke zur Hauptstadt und zu unserem Hotel erkannten wir wieder und .... verfuhren uns trotzdem. Wir bezogen das gleiche Zimmer und rüsteten uns für eine weitere Stadterkundung. Perlan vereint Geschichte, moderne Kunst, Aussichtsterrasse sowie Restaurant und wird getragen von sechs Heißwassertanks ... und schenkte uns die Aussicht rundum auf Reykjavik und Umgebung. Ausgerechnet an diesem 15. September hat der Strand am warmen Wasser seine Pforten ab 17 Uhr geschlossen und die Winterpause begonnen. Schade. Wir haben uns mit einer mehr oder weniger freiwilligen Autorundreise zum Hotel belohnt.

 

16.09.2006 Reykjavik

 

Geburtstag, Sonnenschein und keine Wolken, 14 Grad C

 

Frühstück in Maßen und am Nachbartisch ein japanisches Pärchen. Beide kannten sich bestens aus und bedienten sich am Kühl- und anderen Schränken. Sie zeigten uns den Weg.

Den Weg zur Blauen Lagune haben wir selbst gefunden. Herrlich bei 38 Grad C zu baden und verschiedene Dampffontänen beobachten, die in unmittelbarer Nähe für neues warmes heilendes Wasser sorgten. Wir haben mir mineralhaltigen Schlamm auf die Haut aufgetragen und sicher habe ich mich wie ein Gespenst im blauen Nass bewegt ... Hauptsache es hilft. Nach mehr als zwei Stunden hatten wir genug aufgetankt und ich habe den einst übersichtlichen Frauenumkleidenraum nicht wieder erkannt. Mindestens zwei Busse Frauen aus aller Herren Länder und jeglichen Alters waren eingetroffen und sorgten für blankes Chaos. Es war schön, aber nun Zeit zum Gehen.

Danach haben wir uns den Atlantik angesehen, die Einkaufsstätten durchlaufen, durch die Innenstadt gebummelt ... und dabei noch ein Mitbringsel gesucht. Islandgestricktes und winzigen Lavasteinschmuck. Die Suche blieb ohne Erfolg.

Wir haben in einem lauten (irgendwie irre, aber schönen) Cafe Torte und Latte verschlungen und Leute beobachtet und uns am Treiben erfreut. Ich habe (weil Wald vor Bäumen versteckt) besondere Handmakesoap verpasst. Das Abendessen war nicht isländisch, aber gut. Wir haben einen Tisch am Fenster und sehen Auto um Auto, Jeep um Jeep an uns vorbeischlendern. Alle haben sich stadtfein gemacht.

Die Menschen sind hier so bunt, so flippig, aber entspannt. Die Mode erscheint völlig durcheinander, alles wird getragen, toll. Schade, dass wir zum Kontrast zur wunderbaren Naturvielfalt nicht noch mehr Hauptstadttrubelfotos ... geschossen haben. Zum Abend haben wir das teilweise im Grünen gelegene Regierungsviertel und den Stadtsee beäugt.

Die Bücherläden haben durchgängig geöffnet!

 

 

Danke Island!

 

Es war noch dunkel und kalt. Abschied sollten wir nehmen von einer Reise durch ein wunderbares Land voller Überraschungen und wollten lieber noch bleiben. So blieb die Fahrt zum Flughafen wortkarg. Bis zum Abzweig nach Kevlavik ... da habe ich unsere Fahrt spontan umgeleitet ... das war falsch, denn vom eigentlichen Kevlavik hob kein Flieger ab. Vor dem Flughafengelände haben wir ungewollt noch einige Runden gedreht, die Möglichkeit, das Auto abzugeben, gesucht und mich vorerst samt Gepäck abgesetzt. Ein Angestellter kam auf mich zu, zeigte auf große Gepäckstücke, die direkt hinter mir herrenlos abgestellt waren und hoffte, dass das meine Koffer sind. Nein, sie waren es nicht. Die Welle der Achtsamkeit und Vorbereitung möglicher Evakuierung begann. Meine Gedanken kreisten um einen Platzwechsel ... immer mehr Sicherheitsleute versammelten sich .... doch dann kam ein Herr aus dem Gewühle, steuerte auf die Gepäckstücke zu und ... wir haben die Heimreise angetreten.

 

Danke Island!