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Unser erster gemeinsamer,

wenn auch beregneter Urlaub

 

Wenn ich mich recht entsinne, fingen die realen Urlaubsplanungen genau mit dem Gedanken an, der gleichzeitig Anlass war, darüber nachzudenken. Planen macht unheimlich viel Spass- hab ich mein ganzes Leben lang getan, aber einmal etwas zu planen, bei dem man im Vorhinein weiß, man tut es- war dann doch mal was Neues.

Die Planung also fing schon ca.3 Wochen vorher an. Und das hat dann das ganze Studien- und Lernleben durcheinandergeworfen- die Konzentration war weg und die Motivation, bei der man vermuten könnte, sie würde mit diesem Ziel wachsen, sank langsam aber sicher..

 

Wir wuselten umher, kauften Kartenmaterial, durchforsteten das Internet nach möglich Zeltplätzen, kauften uns Rucksäcke, ich plante den Ablauf und die ungefähre Route, kalkulierte die Wochenausgaben.....

 

 

Kommen wir aber mal zum Wesentlichen- dem Urlaub.

 

Es fing an mit dem freudvollen Aufwachen um 4Uhr morgens. Wir packten unsere Rucksäcke fertig, kontrollierten nochmal alles auf Vollständigkeit( ich erinnere nur an bestimmte Vorfälle in der familiären Urlaubs-Vergangenheit, in der Diana S.(Name gefälscht) eine Riesen-Urlaubstasche stehen ließ.)

 

Der Zug fuhr pünktlich um 6Uhr37 im Hauptbahnhof ab und wurde allmählich immer voller und nahm uns auch langsam die Luft, die den Urlaub hätte einläuten können. In München angekommen löste sich glücklicherweise die Massen-Urlaub-Portation auf und wir stiegen in unseren Anschlußzug nach Garmisch-Partenkirchen.Diese Fahrt war wesentlich angenehmer und der Blick aus dem Fester wurde mit jedem Kilometer schöner- die Berge rückten langsam in den Vordergrund und die Luft wurde deutlich besser. In Garmisch angekommen warteten wir noch ein paar Stunden auf den Bus, der uns die Isar entlang Richtung Campingplatz transportieren sollte.

Dort angekommen suchten wir uns einen schönen Platz unter einem schattigen Baum um unser Lager aufzuschlagen. Für Karin war die erste Nacht eine Eingewöhnung auf die Zelt-Natur-Nächte- da blieb der erholsame Schlaf vorerst aus. Zudem die Sorge um die ansässigen Nacktschnecken sehr groß war und auch die Ameisen fingen langsam an, unser Zelt zu bevölkern.

 

 

Am nächsten Tag war ein Spaziergang zum Lautersee geplant- der lag etwas oberhalb von Garmisch am Fuße das Wettersteingebirges. Am Nachmittag dort angekommen, liehen wir uns ein Tretboot aus um diesen wunderschön klaren oligotrophen See näher kennenzulernen. Jedoch war der See sehr klein, somit blieb ein wenig mehr Privatsphäre aus, was mich nicht davon abhielt nackt baden zu gehen..Leider rief der Bus in Garmisch und so mussten wir auch schon wieder den See verlassen und machten uns auf Richtung Stadt. Da der Bus 3Euro80 kostete und wir zu unserem Pech nur 3Euro79 und einen 100Euro-Schein(unser Erster!!) hatten machte ich mich auf die verzweifelte Suche nach einem Centstück- man findet ja eigentlich immer irgend einen Mist auf der Strasse und ab und zu auch mal ein oder zwei Cent- aber wenn man es mal braucht...naja. Da wir laut Karins Auskunft( sie durchforstete derweil den Busfahrplan..) noch ca. eine Stunde Zeit hatten, lockte uns ein in der Nähe befindliches kleines Café mit Volkstümlicher Musik zu einem gemütlichen Kaffee, um die Zeit totzuschlagen. Selbstgemachte Windbeutel in Kaninchengröße mit Erdbeeren und Vanilleeis, dazu eine Eisscchokolade lockten mich in ihren Bann.

Als es dann an der Zeit war, den Bus abzufassen, stellte sich heraus, dass der Letzte schon vor 2Stunden fuhr, also blieb uns nichts anderes übrig, als den ganzen Weg(ca 8km) wieder zurückzulatschen.. im wahrsten Sinne des Wortes- die Motivation ging mit dem letzten Bissen Windbeutel den Magen hinunter und so liessen wir es uns schweren Hauptes und schweren satten Gemütes über uns ergehen.

Die folgende Nacht idyllischerweise direkt an der Fernstrasse B2 gelegen, war nicht dazu bestimmt uns in einen erholsamen Schlaf zu wiegen.

 

 

Der nächste Tag sollte ein Reisetag mit Österreich-Fernverkehr werden- und auch der längste...

So fuhren wir pünktlich kurz nach halb1 mittags aus Garmisch los in richtung österreichischer Grenze. Die Fahrt durch das wunderschöne Karwendelgebirge war sehr gemächlich und bat wunderschöne Fernblicke auf das Inntal und die Gegenden rund um Seefeld. Die Romantik endete kurz darauf, als wir die Stadtgrenze nach Innsbruck überquerten und die Stadtglocke, die sich nebelig in das Tal spannte sich langsam näherte.

Innsbruck selbst blieb uns verwehrt, da wir noch nichts zu essen für den Abend hatten und auch die Verbindung in Richtung Greifenburg noch nicht sicher war. So kaufte ich noch schnell bei einem nahegelegenen Supermarkt die wichtigsten Dinge unter 20prozentiger Mehrwertsteuer, bezahlte eine unvorhersehbar teure Karte nach Greifenburg, um dann den Bahnsteig aufzusuchen.

Die Fahrt in Österreichs Zügen ist wesentlich angenehmer als die der deutschen Nachbarn. Auch die Toiletten waren gereinigt und viel geräumiger. Die wunderschöne Landschaft machte ebenfalls ein Erlebnis aus der Zugfahrt und entschuldigte die Strapazen der langen Reise.

Am Abend so gegen 21Uhr30 kamen wir dann endlich in Greifenburg an- nur einen Katzensprung entfernt vom Weissensee. Jedoch fuhr nur noch ein Taxi da hoch und der Bus, der nur 3mal pro Tag fährt war selbstverständlich schon in der alpinen Unterkunft. So mußten wir mit dem im Ort ansässigen Zeltplatz Vorlieb nehmen- einem Flieger-vorbelasteten Zeltplatz mit Badesee und einer Mückenschar an jeder Strassenlaterne, die zum Weglaufen einlud. Doch der Weg dahin war schon so ausladend- besonders für die arme erschöpfte Frau an meiner Seite, die auch schon langsam aber verständlicherweise gereizt war. Es war schwül, kein Licht deutete auf einen Campingplatz hin und Abendbrot hatten wir auch nicht.

Als ich dann im schwachen Licht einer Laterne das Zelt aufgebaut hatte stellte sich heraus dass die strapaziöse Fahrt auch noch vergesslich macht- der Schlafsack von Karin lag wohl noch im Fenster der Bahnfreunde auf dem Weg nach Lienz. Die Urlaubsstimmung verlief so langsam aber sicher im Sand. Drauf gesch.. drüber geschlafen. Die Nacht war sehr kalt für die Frau neben mir auch das Angebot, doch meinen Schlafsack nutzen zu können, lehnte sie fürsorglich ab. So fröstelte sie sich mit all unseren langärmeligen Sachen und meiner Wärme im Rücken durch die Nacht. Also auch überstanden.

 

 

Mit unserer sagenghaft tollen Camping-Espresso/Kaffee-Maschine zauberte ich ein schönes Frühstück und die Nacht und all ihre vorherigen Strapazen waren vergessen. Ausser eine.. der verlorene Schlafsack. Das schöne Frühstück wieder fast vergessen, packten wir unsere Sachen, ich baute das Zelt in Rekordtempo ab und wir machten uns wieder zurück auf dem Weg zum Bahnhof. Dort angekommen wurden wir auch schon fröhlich von einem Schaffner begrüßt, der uns anscheinend bestens kannte..“schwarzer Schlafsack?“ fragte er. Der Service der auf keinen Fall Deutschen Bahn wurde wieder einmal mehr bestätigt. Der nächste Zug aus Lienz sollte den Schlafsack wieder mitbringen und bei uns auswerfen. Ein netter unwarscheinlich freundlicher auf sein Geschäft bedachter Taxifahrer- offensichtlich der einzige in dem Ort- warf uns auch gleich ein nettes Gespräch an die Backe. Und da der Bus nun sehr ungünstig fuhr, entschieden wir uns dann doch für sein Angebot, uns über den Berg an den Weissensee zu fahren.

Schon die Fahrt dorthin war wie eine Reise in ein unbekanntes Zauberland, in der es nur einen Weg gab, der in dieses Land führte, nur nicht so gefährlich wie im Märchen- aber genauso wunderschön und ruhig. Genau nach unserem Geschmack. Unberührte Natur, kein Durchgangsverkehr, kaum Touristen und Trinkwasser zum Baden. Nun sollte der Urlaub beginnen.

Der Campingplatz war sehr klein und gepflegt, besaß ein eigenes Strandbad und unser Platz war zudem sehr schattig und grün. Wir erkundeten die umgebenden Gemeinden, besichtigen die ortsansässige Kirche für ein Tagespicknick( sie war neben der Strasse der ruhigste Fleck mit der schönsten Sicht auf den See) und kauften Proviant für die nächsten Tage. Der Abend wurde mit meinem mitgebrachten Wein eingeläutet, den ich extra für den Urlaub aussuchte. Dazu gab es tiroler Hartkäse und leckeres Brot. Der Wein war perfekt.(Saale-Unstrut/Spätburgunder No.1)

Doch schon in der Nacht sollten wir unsere Überraschung erleben. Es fing so langsam an sich einzuregnen- jedoch wollte der Regen am Tage darauf nicht aufhören und so gießte und gießte es den lieben langen Tag und die liebe lange Nacht. Das nahm ich zum Anlass, mal mein erworbenes Zelterwissen anzuwenden und, wie es mein Pa mir schon beibrachte,das Zelt mit einem Graben zu versehen, um weiteres Unterwässern zu unterdrücken. Ich falle nicht weit vom Stamm...

.... Birnbaum!

 

 

 

 

Die Zeit, in der es kurz aufhörte zu regnen, nutzten wir akribisch, um etwas mehr vom Ort zu sehen oder wenigstens einmal trotz verhangener Berge den Lift hoch zur Almhütte zu fahren. Die Zeit des Regens nutzten wir trotzdem gut. In der Nähe befand sich ein gemütliches Café, indem wir in Ruhe bei heisser Schokolade und Kaiserschmarren etwas abschalten und lesen konnten. Zwei Tage Dauerregen später, das Zelt hatte schon eine eigene Grundfeuchtigkeit, nahmen wir den nächsten Bus nach Greifenburg um im Baumarkt dort unten eine Gartenplane zu erstehen, die uns helfen sollte, die nächsten Tage trocken zu überstehen. Der Busfahrer ließ uns freundlicherweise direkt am Baumarkt raus und holte uns dort 20min später auch wieder ab(ausserplanmäßig!!!war keine Haltestelle-undenkbar in Deutschland) Lustigerweise schien die Sonne in Greifenburg, während oben am Weissensee dessen eigenes Wetter weiterhin regnerisch über das Hochland herrschte- langsam jedoch brach die Sonne heraus und schien scheinbar( so viel Sonne ind en Worten) auch die Wolken in den Berghängen zu verdrängen. Die Endorphine schossen förmlich in die Adern, während die Sonne 5Minuten unsere Brägen brutzelte. Wie schön das war. Ein Lichtblick im wolkenverhangenen Paradies!!

 

Die letzten beiden Tage vor der Abreise waren durchwachsen aber beständig- so nutzten wir die Gunst der Stunde, um uns auch auf diesem See ein Tretboot zu mieten und das Wasser zu geniessen. Für Karin war der Wind noch zu kühl aber ich stürzte mich wieder einmal nackend in das mittlerweile wieder kühle Trinkwasser.( der See hatte vor unserer Anreise bei 7 Wochen Sonnenschein eine Temeratur von 25/26 Grad und kühlte während der 3 Regentage auf sagenhafte 20 Grad ab. Wunder Natur. Ich fühlte mich wie ein Fisch- so angenehm war das Wasser.

Fisch beiseite- Karin konnte ich leider nicht zum temporären Fischsein überreden.

 

 

Den letzten Tag verbrachten wir am Wiesenstrand und ein paar Stunden in dem schönen Café. Ich ging nochmal baden und den Abend liessen wir ruhig ausklingen.

Am nächsten Morgen frühstückten wir ausgiebig in der prallen ach so seltenen Morgensonne und wurden von der Frau des Taxifahrers abgeholt( Sepp hieß er.). Die Frau war ein Klasse für sich und hörte nicht auf zu erzählen- passend zum Mann- in der Beziehung kommt bestimmt keiner zum Wort... Tja, das waren wunderschöne, wenn auch verregnete Urlaubstage und die Reise nach Leipzig war nicht nur das große Showdown sondern auch das große Breakdown. Zuerst verpassten wir unseren Anschlussort, dann wurden die Züge voll(ab München selbstverständlich) die Toiletten waren dreckig oder kaputt und irgenwann so gegen halb2 nachts kamen wir erschöpft in Leipzig an und wir hatten nur einen Gedanken.

 

Zurück ins Paradies.